Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Ostsächsische Sparkasse Dresden unterstützen die Sonderausstellung der Kustodie der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Dresden, 26. September 2024. Welche Schätze beherbergen Universitätssammlungen? Was erzählen sie über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Wissensproduktion in Kunst, Technik und Forschung? In der Ausstellung TIEFE UND FLÄCHE werden erstmals über 100 wissenschaftliche Objekt-Tableaus im Zusammenspiel mit künstlerischen Tableaus des international bekannten Dresdner Künstlers Olaf Holzapfel gezeigt. Gemeinsam eröffneten Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Oliver Kossack, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Roswitha Böhm, Prorektorin Universitätskultur der Technische Universität Dresden, Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden, Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, und Martina de Maizière, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kunst und Musik für Dresden, dieses besondere Projekt.
Ausgangspunkt der Ausstellung „TIEFE UND FLÄCHE“ sind die über 40 universitären Lehr- und Forschungssammlungen der Technischen Universität Dresden (TUD) und der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden. Diese Sammlungen enthalten Modelle, Lehrtafeln, Moulagen, Präparate und Objekte weiterer Gattungen, die über die letzten 200 Jahre hinweg mit speziellen didaktischen oder wissenschaftlichen Absichten für die Lehre und Forschung angefertigt oder zusammengetragen wurden.
Die Schau setzt den Fokus auf die bisher wenig beleuchtete Gattung des Tableaus: Schautafeln oder -kästen mit Arrangements von Exponaten. Im Zusammenspiel mit diesen historischen „Objekt-Tableaus“ sind eigens für das Projekt geschaffene und arrangierte Werke von Olaf Holzapfel (*1967 in Dresden) zu sehen: Faltungen, Gemälde, Werke mit Naturmaterialien wie die Heubilder und Modelle der vergangenen 20 Jahre sowie eine neue Fachwerk-Arbeit.
Die Ausstellung wurde großzügig von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden sowie der Stiftung Kunst und Musik für Dresden gefördert.
Im Oktogon, der Kunsthalle der Hochschule für Bildende Künste Dresden, wird die große Bandbreite der einzigartigen und bislang noch nie gemeinsam ausgestellten „Objekt-Tableaus“ aus mehr als 15 verschiedenen wissenschaftliche Disziplinen und den dazugehörigen Lehr- und Forschungssammlungen ausgebreitet. Sie reicht vom Herbarium Dresdense und den umweltwissenschaftlichen Fächern wie der Forstzoologie oder der Forstbotanik über die Lebensmittelchemie, Farbstoffsammlung, Zoologie und Anatomie bis hin zur Elektrotechnik und den Ingenieurwissenschaften der Dresdner Universität sowie der Kunstakademie. Rund 110 „Objekt-Tableaus“, die zum überwiegenden Teil erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert werden, zeigen eindrucksvoll die Fülle und Vielfalt der sächsischen Universitätssammlungen zwischen Handwerk, Technik, Wissenschaft, Forschung und Bildender Kunst als „begreifbare Wissensdarstellungen“ (Olaf Holzapfel).
Der Bildhauer und Konzeptkünstler Olaf Holzapfel, der seine Ausbildung an der Technischen Universität Dresden und der Dresdner Hochschule für Bildende Künste absolvierte, wurde von der Kustodie der Technischen Universität Dresden eingeladen, für die Ausstellung eine zeitgenössische Fassung des Tableaus zu entwickeln.
Holzapfel erlangte internationale Bekanntheit mit Fachwerkskonstruktionen sowie Heu- und Strohbildern, die dezidiert auf Handwerkstechniken Bezug nehmen. Wie kein anderer Künstler seiner Generation steht Holzapfel damit für die dringliche Auseinandersetzung mit kulturellen Praktiken und sozialen Räumen sowie ihrer sich wandelnden Bedeutung zwischen gestern, jetzt und morgen. In einer von Digitalisierung und Spezialwissen geprägten Welt, fokussiert Holzapfel durch die Zeiten hinweg auf die Übergänge zwischen den Disziplinen. Die Verbindungen von Materie und Text bezeichnet er als „Grundsituation unserer Welterfahrung“.
Olaf Holzapfel interessiert sich dabei insbesondere für die Verschränkung von künstlerischen und wissenschaftlichen Sujets, die er durchaus historisch betrachtet, aber gleichzeitig unter den mehrschichtigen Herausforderungen der Gegenwart neu ordnet und kontextualisiert. Als Betrachter:innen werden wir Teil des „Objekt-Tableaus“. Die schauende Außenperspektive weicht einer physischen Unmittelbarkeit, die uns zu einem aktiven Part im Gefüge des Tableaus macht. Gattungsgrenzen zwischen Wissenschaft und Kunst werden nicht aufgehoben, aber es entstehen assoziative Verbindungslinien, die Material, Form, Komposition und Funktion als bild- und gegebenenfalls weltkonstituierende Faktoren neu lesbar machen: Bildende Kunst und Naturwissenschaften speisen sich aus gleichen Quellen.
Die komplementär angelegte Ausstellungsinszenierung mit den Tableaus als Ordnungs- und Zeigeform und Holzapfels künstlerischen Setzungen eröffnet neue Perspektiven auf zeitgenössische Lebensräume und ihre Geschichte, auf jenes „Dazwischen“ (Olaf Holzapfel) im Verhältnis von Mensch, Natur, Ding und Zeit.
Olaf Holzapfel (*1967 in Dresden, lebt in Berlin) begann zunächst ein Architekturstudium an der Technischen Universität Dresden, bevor er von 1996 bis 2001 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte. Von 2001 bis 2003 war er Meisterschüler bei Ralf Kerbach. Der Konzeptkünstler wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2023 mit dem Zurich Art Prize. Holzapfel kann auf zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen zurückblicken. Solopräsentationen hatte er unter anderem 2024 im Museum Haus Konstruktiv in Zürich, Schweiz, 2021 im Museo de Arte Contemporáneo in Salta, Argentinien, sowie im Bündner Kunstmuseum in Chur, 2019 im Museo Nacional de Arte Decorativo in Buenos Aires, 2018 im Skulpturenpark Kloster Schönthal, Langenbruck, und 2015 in Israel im Museum of Art, En Charod. Permanente Installationen sind an öffentlichen Orten zu besichtigen, etwa „Harfen“ (2022) auf der Nassfeldalm Bad Gastein oder „Der Geflochtene Garten“ (2022–2026) im Museum Europäischer Kulturen MEK Berlin Dahlem. Holzapfel war zudem 2017 auf der documenta 14 mit einer viel beachteten Einzelpräsentation und 2011 auf der 54. Biennale di Venezia vertreten.