Stephanie Kiwitt. Flächenland, Fortlaufend

Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld fördern Foto-Sonderausstellung im Schloss Köthen

Köthen, 14.12.2023. Erstmals sind im Schloss Köthen zeitgenössische fotografische Arbeiten in einer Kabinettausstellung zu sehen. Möglich wurde dies durch die gemeinsame Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld. Lars Kube, der den Vorstand der Kreissparkasse bei der Eröffnung vertrat, zeigte sich sehr angetan von den Fotografien: „Es dauert eine Weile, bis man sich auf die Bilder eingelassen hat. Zunächst sehe ich Häuser und Wände, die neu verputzt werden müssen. Aber mit der Zeit erkenne ich die Schönheit. Sie zeigt sich in den verschiedenen Schichten der Geschichte, die zum Vorschein kommen.“

Stephanie Kiwitt lehrt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle als Professorin für Kommunikationsdesign und Fotografie. Die 1972 in Bonn geborene und seit 2020 in Halle lebende Künstlerin widmet sich in ihren Fotoserien „Flächenland“ und „Fortlaufend“ den Veränderungen von Orten und Menschen, die sie auf Exkursionen in Sachsen-Anhalt dokumentiert hat. Dabei nimmt sie in farbigen Aufnahmen jene Lebensräume in den Blick, die den Menschen vor Ort als Heimat gelten. So wird die Kultivierung wie die Zersiedlung einer Region sichtbar, deren Beschreibung als „Flächenland“ nicht nur wertneutral gelesen werden kann, sondern im öffentlichen Gebrauch des Wortes auch die Abwesenheit von urbanen Strukturen umfasst. Bei den Erkundungen dieser Landschaften lässt sich Stephanie Kiwitt von Ortsnamen, literarischen Bildern oder regionalen Nachrichten leiten. Die Anordnung der scheinbar im Vorbeigehen entstandenen Fotografien folgt der Chronologie der Reisen und den dabei gewonnenen Eindrücken.

Als Gegenstück zu diesen Bestandsaufnahmen werden die schwarz-weißen Bilder der Serie „Fortlaufend“ gezeigt, die Veränderungen im Detail festhalten: Überformungen von gealterter oder auch neuerer Bausubstanz, abgeputztes Mauerwerk oder neues Dekor, geöffnete oder verschlossene Fensternischen und Türlaibungen. Im Unterschied zu den „Flächenland“-Impressionen sind diese Fotografien mit Stativ und Mittelformatkamera bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen aufgenommen worden. Durch ihre Dimensionen wird die Abstraktion der Ausschnitte verstärkt.

In der Publikation zur Ausstellung „Stephanie Kiwitt: Flächenland (2020 – 2022)“ schreibt der Humangeograf Prof. Jonathan Everts: „Die leeren Häuser und Straßenzüge formulieren Fragen an uns: Wer bin ich, was könnte ich denn einmal sein, habe ich noch einen Nutzen und welche Bedeutung werde ich einmal haben?“ Es sind Fragen derer, die von uns Abschied nehmen und uns zugleich auffordern, in die Zukunft zu blicken. Es ist ein Aufbruch inmitten eines langen Abschieds von der Gegenwart.

Die neue Sonderausstellung im Schloss Köthen wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.

Samstag, 20.1.2024, 12 Uhr, Historisches Museum
FÜHRUNG durch die Ausstellung mit Stephanie Kiwitt

Donnerstag, 22.2.2024, 18 Uhr, Historisches Museum
SZENISCHE LESUNG „S. Anders leben. Eine Handlung in Gesprächen“ von Stephanie Kiwitt mit Bewohner*innen aus Sandersleben, Wiederstedt, Hettstedt und Halle

Donnerstag, 29.2.2024, 18 Uhr, Historisches Museum
GESPRÄCH mit Stephanie Kiwitt, Jonathan Everts, Professor für Humangeographie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Daniel Herrmann, künstlerischer Leiter des Medienkunstvereins Werkleitz Gesellschaft e.V.

Samstag, 9.3.2024, 11 Uhr, Ludwigsbau
FOTOGRAFIEWORKSHOP FÜR JUGENDLICHE mit Stephanie Kiwitt und Nele Schulze, Masterstudierende Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle