Halle am Meer. Künstlerkolonie, Sommergäste, Strandzone Ahrenshoop 1892-2023

Kooperationsausstellung mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung nun an der Ostsee zu sehen

Ahrenshoop (Ostsee). Seit dem 22. Oktober und noch bis zum 7. April 2024 wird die Sonderschau „Halle am Meer. Künstlerkolonie, Sommergäste, Strandzone Ahrenshoop 1892-2023“ gezeigt. In einem großen Panorama werden erstmals Arbeiten vornehmlich hallescher Künstlerinnen und Künstler aus anderthalb Jahrhunderten ausgestellt, die in Auseinandersetzung mit der Ostsee entstanden sind.

Möglich wurde die Ausstellung durch eine Kooperation der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit dem Dresdner Institut für Kulturstudien sowie dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). Im Sommer fand dort und in der Kunsthalle „Talstraße“ der erste Ausstellungsteil statt. In Ahrenshoop wird die Ausstellung in leicht gekürzter Form im Kunstmuseum Ahrenshoop sowie im Kunstkaten Ahrenshoop gezeigt.

Den chronologischen Auftakt der zweiteiligen Schau macht das Kunstmuseum mit Gemälden von Vertretern der Künstlerkolonie Ahrenshoop. Von 1892 bis 1897 gab es hier eine Ansiedlungswelle von Malern. Nach Anna Gerresheim und Paul Müller-Kaempff, die die ersten waren, bauten Friedrich Wachenhusen, Friedrich Grebe, Elisabeth von Eicken, Hugo Richter-Lefensdorf und andere ihre Häuser in dem Dorf und machten Ahrenshoop zu ihrem Schaffensmittelpunkt. Die Künstlerinnen und Künstler veränderten den Ort und schufen durch ihr Wirken den Mythos Ahrenshoop.

Die attraktive Lage von Ahrenshoop im „Hinterland“ Berlins gab dem Ort auch nach dem Ende der Künstlerkolonie in ihrer klassischen Form eine lückenlose Relevanz als Rückzugsort und attraktive Arbeitsstätte. Über Generationen hinweg überführten sie die klassischen Themen in die jeweils aktuelle Bildsprache der Moderne. Das gilt insbesondere für die Jahre der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur. Schon früh kam aus Halle (Saale) Gerhard Marcks nach Ahrenshoop, der sich spätestens seit den 1920er Jahren regelmäßig dort aufhielt und 1929 am Bodden in Niehagen ein kleines Haus erwarb. Hierher zog er sich 1933 nach seiner Entlassung aus der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zurück. 1944-46 siedelte er vollständig auf das Fischland über. Mit Marcks, seinem Schüler Wilhelm Löber und dessen Frau Frida begann die Zeit hallescher Künstler in Ahrenshoop. Werke von Vertretern der klassischen Moderne wie Dora Koch-Stetter George Grosz oder Werner Gilles sowie von Künstlern aus Halle (Saale) wie Karl Völker, Erwin Hahs und Charles Crodel spannen den künstlerischen Bogen bis in die 1940er Jahre.

Im Kunstmuseum Ahrenshoop wird weiterhin die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt. Nahtlos setzt sich die Erzählung mit Werken der nächsten Generation in den späten 1940er Jahren fort und berichtet vom furiosen Neuanfang in Halle (Saale) mit Malern wie Hermann Bachmann, Kurt Bunge, Herbert Kitzel, Werner Rataiczyk, Fritz Rübbert oder Willi Sitte. Der kulturpolitisch hochbrisante „Fall Ahrenshoop“, in dessen Folge Ulrich Knispel und eine Reihe anderer der damals jungen halleschen Maler die DDR verließen, wird separat im Kunstkaten dargestellt.

In vier Folge-Kapiteln erschließt sich der weitere Verlauf der Auseinandersetzung von Künstlern aus Halle (Saale) mit Ahrenshoop, der Ostsee und dem Maritimen bis in die Gegenwart. Dabei wird deutlich, welche große Bedeutung – anders als für Kollegen in Leipzig und Dresden – Ahrenshoop für die halleschen Künstler hatte: als realer Ort ebenso wie als Projektionsort. Vergangenheit und Gegenwart, Geschichte und Begrenztheit des eigenen Lebens werden anhand maritimer Motive reflektiert.