Lyonel Feininger. Meister der Moderne

Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg und Harzsparkasse ermöglichen neu eingerichtete Dauerausstellung

Quedlinburg, 02.04.2022. Die Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg ist das weltweit einzige Museum zum Werk des Bauhaus-Künstlers Lyonel Feininger. Die neue Ausstellung gibt einen Überblick über das vielseitige Schaffen von Lyonel Feininger als Karikaturist, Grafiker, Maler, Bauhausmeister und Fotograf. Mitmachstationen laden zum Sehen, Hören und Entdecken des facettenreichen Werks ein. Darüber hinaus werden auch die kreative Künstlerfamilie Feininger sowie die wechselvolle Geschichte des Museums beleuchtet.

Die neue Dauerausstellung wurde räumlich ausgedehnt und bespielt nun den gesamten Altbau des Museums. Kernbestand der Präsentation ist die Sammlung Dr. Hermann Klumpp. Weitere Werke ergänzen die Präsentation, darunter Arbeiten aus der Sammlung Armin Rühl.

„In der Lyonel-Feininger-Galerie wird eingelöst, was versprochen wurde: Ein facettenreicher Rundgang, bislang ungekannte Spitzenwerke, eine neue Ausstellungsarchitektur und vielfältige Vermittlungsangebote. Das wollten wir fördern und nach vielen Monaten der Vorbereitung freue ich mich, dass das Museum nun wieder für Besucherinnen und Besucher öffnet“, sagte Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, bei der Eröffnung.

Insbesondere das Narrativ der Ausstellung wurde neukonzipiert: Die Ausstellung nimmt zentrale Lebensabschnitte Feiningers in den Fokus, um Besucherinnen und Besuchern Grundwissen über Leben und Werk des Künstlers attraktiv zu vermitteln. Die Erzählung erstreckt sich nun auch auf die Zeit des Künstlers im Exil. Auch die wechselvolle Geschichte der Sammlung des Museums wird erstmals in die Erzählung der Ausstellung aufgenommen.

„Aus touristischer Sicht ist die Lyonel-Feininger-Galerie sehr wichtig für die Stadt Quedlinburg. Deshalb unterstützen die Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg und die Harzsparkasse seit vielen Jahren Projekte der Lyonel-Feininger-Galerie großzügig“, meinte Wilfried Schlüter, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg und Vorstandsvorsitzender der Harzsparkasse.

Merklich verändert hat sich auch die Gestaltung: Der sterile „white cube“ wurde in atmosphärische Ausstellungsräume verwandelt. Die Räume sind mit einem modernen Stellwandsystem gegliedert, sodass sie Stück für Stück erkundet werden können. Eine akzentuierte Wandgestaltung und pointierte Beleuchtung sowie hochwertige Vitrinen verstärken den Eindruck des Besuchs einer Schatzkammer.

Viele neue Vermittlungsangebote (darunter Mitmach- und Audiostationen, ein Film sowie ein Erlebnisrundgang für Kinder) laden zum interaktiven Erkunden der Ausstellung ein.

„Lyonel Feininger. Meister der Moderne“ ist zudem erstmals eine durchgehend zweisprachig (deutsch/englisch) gestaltete Ausstellung, die sich dezidiert auch an ein internationales Publikum richtet und somit der besonderen touristischen Relevanz Quedlinburgs als Welterbestadt Rechnung trägt. Ein Kurzführer in Leichter Sprache will helfen, Barrieren abzubauen.

„Die Lyonel-Feininger-Galerie ist aus der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts nicht wegzudenken. Mit der neukonzipierten Dauerausstellung wird das Werk des berühmten Bauhausmeisters Lyonel Feininger auf zeitgemäße Weise präsentiert. Ich freue mich, dass Mehrsprachigkeit und Angebote in Leichter Sprache das Museum für ein neues, vielfältiges Publikum öffnen helfen“, so Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur in der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt.

„Die Lyonel-Feininger-Galerie leuchtet weit über die Welterbestadt hinaus. Ich freue mich auf viele interessierte Besucherinnen und Besucher, die Lust und Neugier mitbringen, das Werk von Lyonel Feininger und unser Museums zu entdecken. Mein persönliches Highlight im neuen Ausstellungsrundgang ist das Gemälde „Stiller Tag am Meer 1“ – allein das ist ein Reiseanlass für sich“, Dr. Gloria Köpnick, Museumsdirektorin der Lyonel-Feininger-Galerie.

Lyonel Feininger wurde am 17. Juli 1871 in New York geboren. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland wurde er zu einem der gefragtesten Karikaturisten Deutschlands. Ab 1905 widmete er sich der Druckgrafik und ab 1907 der Malerei. In wenigen Jahren entwickelte sich Feininger zu einem der wichtigsten Vertreter der Moderne. 1917 verbrachte er den Sommer in Braunlage (Harz). Hier begann er mit seinem grandiosen Holzschnittwerk. 1919 berief Walter Gropius ihn ans Bauhaus, wo Feininger Meister der Formlehre wurde und ab 1920 die Leitung der Druckwerkstatt übernahm. Seine kristallinen Gemälde zeigen einen unverwechselbaren Stil. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten1933 übersiedelten Lyonel und Julia Feininger 1937 in die USA. Dort entfaltete der Künstler sein Spätwerk. Lyonel Feininger starb am 13. Januar 1956 in New York.

Im Herzen der Welterbestadt Quedlinburg befindet sich das einzige Lyonel Feininger-Museum weltweit!

Der Quedlinburger Dr. Hermann Klumpp (1902–1987) war bereits promovierter Jurist, als er am Bauhaus in Dessau sein Studium begann. Hier schloss er eine enge, dauerhafte Freundschaft mit dem Bauhausmeister Lyonel Feininger. Als dessen Werke 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurden, kehrte Feininger in die USA zurück. Vor der Ausreise übergab er ein umfangreiches Konvolut seiner Arbeiten an Klumpp, der es in seiner Heimatstadt verborgen hielt und so vor der Vernichtung rettete. Die Sammlung Klumpp wurde 1986 zum Ausgangspunkt für die Gründung der Lyonel-Feininger-Galerie.

Begleitausstellung: Form, Farbe, Feininger. Eine Ausstellung zum Mitmachen für Kinder von 3 bis 6 Jahren, 3. April 2022 bis 8. Januar 2023
Seit vielen Jahren sind die Museumspädagogik und die museumspädagogischen Ausstellungen ein wichtiges Standbein der Lyonel-Feininger-Galerie. In den letzten Jahren konnten erfolgreiche Ausstellungsprojekte wie „Papileos Atelier“ (2020-2022), „rot, gelb, blau. Das Bauhaus für Kinder“ (2019) oder „Ich & die Anderen. Jugend-Fotowettbewerb 2018“ (2018) realisiert werden.

Die neue Mitmachausstellung Form, Farbe, Feininger setzt diese Tradition fort, greift erstmals die von geometrischen Formen geprägte Gestaltungswelt des Bauhausmeisters Lyonel Feininger auf und überträgt sie in die Dreidimensionalität des Raums. Kinder im Kindergartenalter erhalten mit dieser Mitmachausstellung ei-nen Ort, um sich, angeregt durch die geometrischen Formen, spielerisch der Konstruktion von Objekten zu widmen. Kreativität und Fantasie stehen hierbei im Zentrum und bewusst vertritt die Ausstellung einen inklusiven Ansatz.

Große Bausteinelemente im Ausstellungsraum setzen die Tradition der Baukastenspiele, die sich seit dem 19. Jahrhundert größter Beliebtheit erfreuen, fort. Das Besondere am Baukastensystem war eine neue Spielmöglichkeit: Im Gegensatz zu den Spielideen bei vorgefertigten Spielzeugen konnten sich die Kinder nun eigene Spielzeuge bauen und immer wieder neue Spielwelten erfinden. Am Bauhaus wurde die Idee der Baukastensysteme aufgenommen. Lyonel Feininger, dessen künstlerisches Werk stark von geometrischen Formen bestimmt ist, schnitzte Holzhäuser, aus denen z. B. die bekannte „Stadt am Ende der Welt“ auf-gestellt werden konnte. Alma Siedhoff-Buscher entwickelte in ihrer Zeit am Bauhaus das „Schiffbauspiel“ aus hölzernen, unterschiedlich farbigen und verschieden geformten Elementen. In der Spielanleitung wird der Variantenreichtum deutlich.

Die Ausstellung Form, Farbe, Feininger greift diese Spielidee auf und füllt den gesamten Raum mit geometrischen Formen zum Bauen und Gestalten von Objekten. An einer Wand stehen zahlreiche Magnete in unterschiedlichen Formaten und Farben zur Verfügung. Der Boden ist mit Teppich ausgelegt. Darauf befinden sich Schaumstoff-Spielsteinen in verschiedenen Formen und Größen.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und genau das soll erreicht werden: Dass sich Kinder mit den Formen auseinandersetzen, kleine Kunstwerke schaffen, intrinsisch motiviert ihre Kreativität zulassen. Die Ausstellung gibt durch die ästhetische Vorgabe den Rahmen für ergebnisoffenes, freies Spiel. Sie schafft einen Ort des informellen Lernens und einen Raum der Selbstwirksamkeitserfahrung.

Der Besuch von „Form, Farbe, Feininger“ ist kostenlos.