Geschichte zum Anfassen

Bundesbanner der Deutschen Turnerschaft nach 85 Jahren wieder sichtbar

Freyburg (Unstrut), 03.03.2022. Bei ihrem heutigen Besuch im Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum überreichten Ludger Weskamp, Vorsitzender des Vorstandes der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, und Mario Kerner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Burgenlandkreis, die gemeinsame Förderzusage für die Restaurierung des Bundesbanners der Deutschen Turnerschaft an die Leiterin des Museums, Manuela Dietz. Damit wird es 2023 im Rahmen der Feierlichkeiten zu 175 Jahre Deutscher Turnerbund nach 85 Jahren wieder in Gänze öffentlich präsentiert. Eine Kopie des Banners soll dann dauerhaft in der neuen Dauerausstellung des Jahn-Museums zu sehen sein.

„An der Gestaltung des Bundesbanners lässt sich die politische Dimension der Deutschen Turnbewegung im 19. Jahrhundert ablesen. Damit wird das Banner zu einem national bedeutenden historischen Objekt – Sinnbild der Konflikte und Spannungen der Zeit aber auch der Bedeutung und Kraft von Symbolen. Ein solches Zeugnis muss am originalen, authentischen Ort erlebbar sein. Wir freuen uns, dass dies durch den gemeinsamen Beitrag von Ostdeutscher Sparkassenstiftung und Sparkasse Burgenlandkreis im dann neu gestalteten Jahn-Museum endlich wieder möglich sein wird“, so Ludger Weskamp bei der Übergabe.

Neben dem eigentlichen Banner verwahrt das Jahn-Museum noch weiteren, das Banner ergänzenden Schmuck, so unter anderem einen silbernen Eichenkranz und einen Heroldstab. 142 Jahre bewegter Geschichte haben aber auch daran ihre Spuren hinterlassen. So gingen mehrere Teile verloren oder wurden beschädigt. Zwar wurde das Fahnenblatt selbst schon einmal restauriert, eine umfassende und ergänzende Restaurierung des gesamten Banners hat allerdings noch nie stattgefunden.

„Es war uns wichtig, dass die Besucher das Banner zum Jubiläum im nächsten Jahr endlich wieder im Original sehen können“, so Mario Kerner. „Es ist beeindruckend – und zugleich empfindlich. Daher haben wir die Idee einer Kopie zum Anfassen sehr gern unterstützt.“ So umfasst die Förderung von Stiftung und Sparkasse neben der Erstellung pädagogischer Begleitmaterialien die Anfertigung einer Replik im Maßstab 1:2. Dadurch wird es nicht nur für sehende Besucher möglich, das Banner im wahrsten Sinne zu „begreifen“, auch für sehbeeinträchtigte oder blinde Besucher kann es dann erfahrbar gemacht werden.

Fahnen haben nicht nur eine schmückende, sondern vielfach auch identitätsstiftende Funktion. Unter den vielen Fahnen, die die Deutsche Turnbewegung in den letzten 200 Jahren hervorgebracht hat, kommt dem Bundesbanner der Deutschen Turnerschaft eine besondere Rolle zu. 1880 anlässlich des 5. Deutschen Turnfests gestiftet, war es eines der wertvollsten Besitztümer der Deutschen Turnerschaft. Dies auch deshalb, weil es sinnbildlich für die sich weit vor 1871 als gesamtdeutsch verstehende Turnbewegung stand, die nicht nur die nationale Einheit propagierte, sondern sie auf ihren Festen und Feiern bereits vorwegnahm und sich somit als wichtigen Teil der frühen Nationalbewegung begriff.

Die Gestaltung des Frankfurter Malers und Architekten Otto Lindheimer (1842-1894) vereint die Farben Schwarz-Rot-Gold der Nationalbewegung und der Revolution von 1848 mit Schwarz-Rot-Weiß, den Farben des 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreiches. Zudem schmücken das prächtige Fahnenblatt aus Seide und Samt ausladende Seiden- und Metallstickereien, welche die identitätsstiftende, nationale und turnerische Symbolik des ausgehenden 19.Jahrhunderts aufgreifen. Neben Reichsadler, Eichenlaub und Malteserkreuz finden sich auch die turnerischen vier „F“ (frisch, fromm, fröhlich, frei) sowie Schwert und Fackel.

Das Bundesbanner repräsentierte bei allen Deutschen Turnfesten und wichtigen Festakten die Deutsche Turnerschaft bis zu ihrer Auflösung 1936. Letztmalig konnte es 1938 in Breslau einer größeren Öffentlichkeit gezeigt werden, bevor es der nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen durch ein anderes Banner ersetzte und in die Obhut des Freyburger Jahn-Museums übergab, wo es seither bewahrt wird.

2023 feiert der 1848 gegründete Deutsche Turnerbund seinen 175. Geburtstag. Das historische Bundesbanner kann dann nach 85 Jahren erstmals wieder komplett präsentiert werden.

 

Zur Information:

Bewahren, Stärken, Begeistern.“ Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördert in diesem Sinne seit 1996 Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Die Stiftung ist ein Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.

Insgesamt 2.371 Projekte wurden zusammen mit den heute 43 OSV-Sparkassen gefördert, begleitet und selbst realisiert. Dafür standen über 106 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung.

Davon wurde allein im Land Sachsen-Anhalt für 523 Projekte eine Gesamtsumme von über 24 Millionen Euro bereitgestellt.

Die Sparkassenorganisation ist einer der größten nicht-staatlichen Kulturförderer in Deutschland.