Evelyn Richter – Wichtige ostdeutsche Stimme verstummt

Berlin, 12.10.2021. Evelyn Richter war eine der bedeutendsten, international beachteten Vertreterinnen der humanistisch geprägten künstlerischen Fotografie in der DDR. Am Morgen des 10. Oktober 2021 ist sie im Alter von 91 Jahren gestorben.

Evelyn Richter war eine herausragende Künstlerpersönlichkeit. Ihr Interesse galt zeit ihres Lebens den gestalterischen und gesellschaftlichen Aufgaben der Fotografie. Das Medium war für sie ein Mittel der Geschichtswahrnehmung. Ein überzeugendes Bild sollte ästhetisch und formal überzeugen, Inhalte vermitteln, Emotionen auslösen und verdichten. Evelyn Richters fotografische Studien der Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Mitmenschen konterkarierten das Selbstbild der DDR als eine vermeintlich menschlichere Gesellschaft. „Das offizielle Klischee verlangte zu sehen, was sein sollte und nicht was real existierte“ beschrieb die Fotografin die offiziellen Anforderungen. Als Lehrende an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst konnte sie in den Jahren von 1981 bis 2001 junge Fotograf*innen zum Sehen und Fotografieren anleiten.

Im Oktober 2020 wurde Evelyn Richters Lebenswerk mit dem Bernd und Hilla Becher-Preis der Stadt Düsseldorf gewürdigt. Viele ihrer Werke sind im kollektiven Bildgedächtnis verankert. Durch ihr umfangreiches künstlerisches Werk, das seit 2009 im Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig bewahrt wird, sowie viele intensive Gespräche bleibt Evelyn Richter für uns unvergessen. In ihren Werken wird sie weiterleben.

„Ohne Evelyn Richter, ihren genauen Blick – der aber nie voyeuristisch war, sondern immer menschlich geblieben ist – wäre die deutsche Fotografie um eine entscheidende Stimme und Handschrift ärmer“, so Dr. Michael Ermrich, Vorsitzender des Vorstandes der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. „Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie.“