Stellen gemeinsam das Projekt vor (v.l.n.r.): Patricia Werner, Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Jens Eckhardt, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse MagdeBurg, Johannes Sattler, Schriftführer des Domglocken Magdeburg e.V., Andreas Schumann, Vorsitzender des Domglocken Magdeburg e.V.; Foto: Isabel Tönniges
Magdeburg, 01.07.2021. Seit der Gründung des Magdeburger Domglockenvereins im Jahre 2018 hat das Projekt zur Wiederherstellung eines vollständigen Kathedralgeläutes mit insgesamt 12 Glocken schon viele bedeutende Teilziele erreicht, u.a. in dem Gewinnen von über 170 Vereinsmitgliedern und der eingeworbenen Spendensumme von 235.000 €. Daraufhin konnten wichtige Arbeiten zur Sanierung der wertvollen Sonntagsglocke der DOMINICA aus dem Jahr 1575 abgeschlossen werden, sowie Messarbeiten an den drei vorhandenen historischen Großglocken vorgenommen werden, um fundierte Angaben für den Ausbau des Glockenstuhles, der Glockenjoch- Dimensionierung und des Schmiedens neuer Klöppel zu erhalten.
Der nächste entscheidende Abschnitt wird mit der Förderzusage für den Neuguss der g0-Glocke (AMEMUS) durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse MagdeBurg möglich.
Bei der heute erfolgten Übergabe führte Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung aus: „Verstummtes wieder zum Klingen bringen und Neues ermöglichen: Dafür wurde das Glockenförderprogramm unserer Stiftung ins Leben gerufen. Hier in Magdeburg verbindet sich beides auf besondere Weise. Mit der neuen AMEMUS-Glocke – der zweitgrößten der neuen Glocken im künftigen Geläut – wird der Dom neu zu hören sein. Magdeburgs berühmte einstige Klangsilhouette wird mit dem fertiggestellten Zwölfer-Geläut wieder ein Stück lebendig. Stiftung und Sparkasse unterstützen daher gern dieses ehrgeizige Vorhaben des Vereins.“
Jens Eckhardt, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse MagdeBurg ergänzte: „Was im Dreißigjährigen Krieg einst so schmerzlich verloren ging, soll nun bald wieder zu hören sein. So, wie die Magdeburger ihre Stadt lieben, werden sie auch diese Glocken und das Geläut lieben. Es war uns als Sparkasse wichtig, gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein Stück dazu beizutragen.“
Zur feierlichen Übergabe hatte der Verein noch weitere Spenderinnen und Spender eingeladen, die sich als Glockenpaten für den Neuguss der AMEMUS engagiert haben.
Darüber hinaus ist es durch weitere bereits vorhandene Spendenmittel möglich, drei der kleineren Glocken (SPEREMUS, RESITAMUS, QUERAMUR) ebenfalls gießen zu lassen.
Zum Jahresbeginn wurde ein einheitliches Konzept der Glockennamen verkündet und im April erfolgte die Auslobung eines Realisierungswettbewerbes zur Gestaltung der Glockenzier für alle 8 neuen Glocken an mehrere Künstlerinnen und Künstler. Der Verein erwartet sehr gespannt den Eingang der unterschiedlichen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten.
Die zukünftigen Vereinsziele
Die nächsten Ziele des Domglockenvereins sind bis zum Jahr 2025 sehr stringent formuliert. Bis Ende 2022 soll der Umbau des Nordturms für die Aufnahme einer weiteren Glockenstuhlebene über der vorhanden erfolgen, um einen neuen Glockenstuhl errichten zu können, in dem die reparierte DOMINICA und die APOSTOLICA hängen sollen. Den dadurch freiwerdenden Glockenstuhlplatz neben der derzeit größten Domglocke OSANNA soll dann zukünftig die AMEMUS als besonderes Schwergewicht unter den neuen Glocken einnehmen. Als Endzeitpunkt dieser Arbeiten wird 2023 angestrebt, so dass das für den Nordturm vorgesehene Glocken-Ensemble dann vollständig ist. Als darauffolgender Schritt soll der glockenseitige Ausbau des Süd- Turmes in den Fokus rücken, für den die 6 kleinen Glocken vorgesehen sind, sowie die dann größte Glocke des Domes – ein ca. 14-Tonnen-Schwergewicht mit dem Schlagton d0 (CREDAMUS). Diese wird die einzige läutefähige d0-Glocke Deutschlands sein. Dazu muss es gelingen, die Finanzmittel für den Guss im Umfang von
350.000 € aufzubringen.
Die Historie der Domglocken
Bereits 1826 gab es vor der preußischen Domsanierung Pläne und Bestrebungen, die Anzahl der Glocken wieder auf den alten mittelalterlichen Bestand zu erweitern. Ein Ziel, das erst heute nun nach nahezu 200 Jahren wieder ins Blickfeld rückt.
Der Magdeburger Dom wird nach Vollendung der Generalsanierung seines Geläutes in Deutschland und weltweit stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt sein, wenn er mit den bedeutendsten Kathedralen der Welt, wie Notre Dame Paris, St. Mary Salisbury, dem Kölner Dom oder Santiago di Compostela in neuer musikalischer Qualität „gleichzieht“! Als älteste und bedeutendste gotische Kathedrale Deutschlands, die eben Grablege Kaiser Ottos des Großen und seiner ersten Frau Königin Editha ist, setzte der Magdeburger Dom schon zu seiner Erbauungszeit europäische Maßstäbe und weist bis heute in besonderer Weise die Spuren der vergangenen acht Jahrhunderte auf. Dabei reichen die Anfänge aller Musik im Dom bis ins 10. Jahrhundert zurück, als schon 937 Otto I. das Mauritiuskloster stiftete und gar nicht viel später in der Kathedrale des 968 gegründeten Erzbistums die Vielfalt musikalischen Gotteslobes erklang. Die örtliche Glockentradition ist ebenfalls alt – bereits in der ottonisch-romanischen Südkirche an Stelle des heutigen Domes gab es Glocken, wie uns die Magdeburger Schöppenchronik zum 20. April des Jahres 1207 berichtet.