Der Schreibtisch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. kehrt nach 101 Jahren in das Jagdschloss Letzlingen zurück

Letzlingen (Altmarkkreis), 24.06.2021. Für das Jagdschloss Letzlingen in der Altmark ist es eine Sensation! Nach 101 Jahren kehrt der Schreibtisch König Friedrich Wilhelms IV. an seinen angestammten Platz im einstigen Hohenzollernschloss zurück. Seine Entstehungszeit und sein historischer Aufstellungsort lassen sich eindeutig durch Beschreibungen im Inventarbuch und durch erhalten gebliebene alte Inventaraufkleber belegen. Es war der prominente Architekt Friedrich August Stüler (1800-1865), ein enger Vertrauter und Berater des Königs, der dieses Möbelstück nach 1850/51 für die Ausstattung des Letzlinger Schlosses entwarf, und Stüler war auch der für den Umbau dieses Schlosses maßgebende Architekt. Vermutlich stand der Schreibtisch bereits in den 1850er Jahren im Wohnzimmer von König Friedrich Wilhelm IV. im ersten Stock des Jagdschlosses.

Nun präsentierten Dr. Christian Philipsen, Generaldirektor, und Prof. Dr. Konrad Breitenborn von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und Michael Ziche, Landrat des Altmarkkreises, gemeinsam mit den Förderern Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, und Hans-Jürgen Behr, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Altmark West, den Schreibtisch erstmals wieder der Öffentlichkeit.

„Es ist gelungen, mit einer breiten Kooperation und langem Atem dieses bedeutende Möbelstück der Geschichte für Letzlingen und die Region zu sichern. Gemeinsam mit der Sparkasse Altmark West haben wir uns gerne beim Ankauf engagiert. Die Besucher können sich nun selbst ansehen, wo Geschichte im wahrsten Wortsinne geschrieben wurde. Das Jagdschloss Letzlingen hat einen weiteren attraktiven Grund erhalten, es zu besuchen“, sagte Friedrich-Wilhelm von Rauch.

Der Landrat und Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sparkasse Altmark West, Michael Ziche, freut sich über die Präsentation dieses Kulturschatzes an seinem historisch verbürgten Standort in Letzlingen. Der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Altmark West Hans-Jürgen Behr dankt allen Kunden, die durch Lose aus dem „PS-Lotterie-Sparen“ diesen Erwerb unterstützt haben.

Erstmals erwähnt wird der Schreibtisch im Schlossinventar von 1866. Er sei, so heißt es da, „von hellem gebeiztem Eichenholz mit Nußbaumholz ausgelegt“ und „mit Jagdemblemen geziert“. Damals gehörte er zur Möblierung des Wohnzimmers von König Wilhelm I., der 1861 Nachfolger seines verstorbenen Bruders auf dem preußischen Königsthron geworden war. Um 1900 wurde das Möbelstück im gegenüberliegenden Gästezimmer aufgestellt, wo es bis 1920 verblieb.

Dem Schreibtisch kommt kunsthistorisch eine herausragende Bedeutung zu. Seine Schreibplatte ist mit hochwertigen Einlegearbeiten reich dekoriert, die verschiedene Jagdszenen zeigen. Es darf angenommen werden, dass der Berliner Maler Eduard Grawert (1808-1864) dafür die Entwürfe lieferte, die ein Kupferstecher dann umsetzte. Von Grawert stammen auch mehrere Ölgemälde, die Letzlinger Hofjagden zeigen. Den stark zurückgesetzten Aufsatz „in gothischem Styl“ bekrönt eine architektonisch gegliederte Zierbalustrade, flankiert von zwei spitzbogigen Kassettentüren mit darunterliegenden Schüben. Die Profile bestehen aus Eiche, Palisander und Mahagoni, die teilweise gravierten Furniere aus Eiche, Nussbaum und Ahorn. Den dreischübigen im Stil der Renaissance gehaltenen Zargenkasten schmückt florales Schnitzwerk.

Am Schreibtisch Friedrich Wilhelms IV. haben nach ihm Wilhelm I., Kronprinz Friedrich Wilhelm und Wilhelm II. gesessen und Briefe geschrieben. Doch zu vermuten ist ebenso, dass ihn auch Königin Elisabeth, Friedrich Wilhelms IV. Ehefrau, bei verschiedenen Aufenthalten in Letzlingen für ihre Korrespondenz nutzte.

Jahrzehntelang als verschollen angesehen, gelangte der beschädigte Schreibtisch in desolatem Zustand vor einiger Zeit in den Kunsthandel. Er wurde aufwendig restauriert und konnte im Januar 2021 als Ausstellungsstück mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Altmark West und der Kulturstiftung der Länder für das Jagdschloss Letzlingen erworben werden.

Das Jagdschloss Letzlingen kam 1996 in den Vermögensbestand der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Im Januar 2001 wurde dort ein Museum eröffnet. Seitdem ist die Stiftung bemüht, vor allem Originalmöbel für die Dauerausstellung im einzigen Hohenzollernschloss Sachsen-Anhalts zu erwerben, um auf diese Weise über dessen ursprüngliche Ausstattung und über seine Bau- und Nutzungsgeschichte zu informieren.

 

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Fast 2.300 Projekte wurden zusammen mit den heute 43 OSV-Sparkassen gefördert, begleitet und selbst realisiert. Dafür standen 100 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung.

Davon wurde allein im Land Sachsen-Anhalt für 500 Projekte eine Gesamtsumme von rund 23 Millionen Euro bereitgestellt.

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