Bewegung hinter den Kulissen

Neuzeller Kulturschatz – Auftakt zum letzten Restaurierungsabschnitt

Neuzelle, 26.04.2021. Die Museen sind pandemiebedingt wieder geschlossen, doch es herrscht hinter den Kulissen der Klostermauern reger Planungs- und Vorbereitungsbetrieb. Dank langfristiger Zusagen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Oder-Spree und der Bereitschaft des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) wird es zukünftig noch mehr Himmlisches Theater auf den Bühnen des Museums zu sehen geben. Dort wird die Inszenierung der Passion Christi, die in fünf statischen Bühnenbildern und 15 Szenen um 1751 vom beauftragten Künstler Johann Seyfried geschaffen wurde, dann in jeweils zwei Bühnenbildern gezeigt.

„Die Neuzeller Passionsdarstellungen sind ein sensationeller Kulturschatz. Als seien sie bewegte Bilder aus einer Zeit, die das Medium Film noch nicht kannte, geht von ihnen eine enorme Faszination aus. Damit diese wirklich einzigartige Sammlung von beinahe 230 Gemälden auch für künftige Generationen gesichert ist, engagieren sich die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Oder-Spree nun auch gern für die abschließende Restaurierungsetappe in den kommenden Jahren“, bringen der Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung Friedrich-Wilhelm von Rauch sowie der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Oder-Spree Veit Kalinke mit dieser gemeinsamen Erklärung zum Ausdruck.

„Wo sind die übrigen Figuren? Wann kann man eine neue Szene betrachten? Bei diesen Fragen mussten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Gäste bisher immer vertrösten“, stellt der Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle Norbert Kannowsky im Rahmen des Treffens im Depot fest. „Ein Großteil des umfangreichen, über 250 Jahre alten barocken Kulissenbestandes konnte noch nicht ausstellungsreif konserviert werden. Das soll sich im Zeitraum von 2021 bis 2025 ändern. Die Figuren der noch nicht konservierten 12 Szenen und die zwei Bühnenbilder „Palasthof“ und „Kalvarienberg“ werden zeitweise in die Werkstätten des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege nach Wünsdorf umziehen, um dort von den Fachrestauratorinnen für ihren Auftritt im Museum Himmlisches Theater aufwendig gereinigt und gefestigt zu werden. Die in zwei Restaurierungsabschnitten vorgesehenen Maßnahmen betreffen insgesamt 88 Figurentafeln und 46 Kulissenteile aus Holz- und Leinwandkonstruktionen.

Die barocken Bühnenbilder gehören zu den bedeutendsten Kunstwerken aus der Ausstattung des Klosters Neuzelle. Europaweit gelten sie nach Umfang, Größe und künstlerischer Qualität als einzigartig. Seit 1997 wird an den Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab in Kooperation mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum geforscht und restauriert. Im März 2015 wurde in Neuzelle das zum Teil unterirdisch angelegte Museum Himmlisches Theater zur Präsentation der Passionsdarstellungen auf zwei Bühnen eröffnet.

Im Jubiläumsjahr 2018 gab es einen ersten Bühnenwechsel, so wurde die 9. Szene Kreuztragung“ im Bühnenbild „Stadt“ durch die 4. Szene „Jesu vor Kaiphas“ im Bühnenbild „Palast“ ausgetauscht. Diese Wechsel sind ebenso aufwendig, wie die konservatorischen Arbeiten an den 229 empfindlichen Originalen. Dem ausdrücklichen Wunsch des Publikums, der Förderer und der Verantwortlichen nach immer neuen Eindrücken im Passionstheater durch Wechsel der Bühnenbilder und der einzelnen Szenen kann mit der Realisierung dieses Projektes entsprochen werden.

 

Zur Information
„Bewahren, Stärken, Begeistern.“ Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördert in diesem
Sinne seit 1996 Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Die Stiftung ist ein Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) in Brandenburg, Mecklen-burg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Fast 2.300 Projekte wurden zusammen mit den heute 43 OSV-Sparkassen gefördert, begleitet und selbst realisiert.

Dafür standen 100 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung. Von diesen Mitteln wurden allein im Land Branden-burg für 576 Projekte eine Gesamtsumme von über 22 Millionen Euro bereitgestellt.

Die Sparkassenorganisation ist einer der größten nicht-staatlichen Kulturförderer in Deutschland.